Skulptur Chemnitzer Friedenspreis von Erik NeukirchnerVerleihung des Chemnitzer Friedenspreises 2021

Zu den Höhepunkten der mit dem Chemnitzer Friedenstag am 5. März im Zusammenhang stehenden Veranstaltungen gehört schon seit vielen Jahren die Verleihung des Chemnitzer Friedenspreises im Rathaus der Stadt.

2021 ist alles anders. Der seit 2004 vom Bürgerverein FUER CHEMNITZ e.V. in Zusammenarbeit mit der Migrationsbeauftragten der Stadt Chemnitz ausgelobte zivilgesellschaftliche Preis, kann nicht, wie geplant, am 4. März 2021 öffentlich vergeben werden. Das Format der Veranstaltung ist mit den derzeitigen Hygienebedingungen nicht umsetzbar. Eine virtuelle Vergabe könnte die großen und kleinen emotionalen Momente, die die Preisverleihung Jahr für Jahr prägen, nicht ersetzen. Auch das gegenseitige Kennenlernen der Chemnitzer Akteure wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr geschätzt.

Dass aktuell Publikumsveranstaltungen in dieser Größe und Form nicht plan- und durchführbar sind, darüber sind sich Frank Blumstein, Vorsitzender des Bürgervereins FUER CHEMNITZ e.V. und Egmont Elschner, Vorsitzender der Jury, einig: „Die Sicherheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Preisverleihung steht für uns an erster Stelle. Aber auch eine angemessene Form der Würdigung liegt uns am Herzen. Und nicht zuletzt wollen wir unseren Beitrag leisten, die fortschreitende Verbreitung des Corona-Virus zu unterbinden.“

Für den 18. Chemnitzer Friedenspreis gab es weit über 20 Vorschläge bzw. Bewerbungen, die zum Ende der Bewerbungsfrist am 18. Januar 2021 vorlagen. Rund 20 haben es in die engere Auswahl geschafft. Etelka Kobuß, Migrationsbeauftragte der Stadt: "Da die Mitglieder der Jury die persönlichen Gespräche und Begegnungen mit den Kandidaten für sehr wichtig erachten, muss die Jury-Arbeit im Moment leider ruhen. Irgendwann werden wieder Begegnungen im kleinen Rahmen möglich sein. Dann gehen wir auf Besuch zu den Kandidatinnen und Kandidaten des diesjährigen Friedenspreises." Eine Verlängerung der Bewerbungsfrist wird es nicht geben.

Die Auslober des Chemnitzer Friedenspreises und Mitglieder der Jury hoffen, dass sich die Situation bis Herbst so weit stabilisieren wird, dass dann eine Festveranstaltung zur Vergabe des Preises stattfinden kann. Als Termin wird derzeit der Weltfriedenstag, am 1. September 2021 in Erwägung gezogen.


Hintergrund

Der Chemnitzer Friedenspreis wird im Kontext des Chemnitzer Friedenstages vergeben, der an die Zerstörung der Stadt Chemnitz am 5. März 1945 als Folge der menschenverachtenden, feindseligen Politik Deutschlands und des von ihm ausgehenden Krieges erinnert.

Ausgezeichnet werden Personen, Organisationen, Projekte und Initiativen, die
-    für Grundwerte wie Toleranz und Demokratie eintreten,
-    die Integration verschiedener Kulturen als wesentlichen Bestandteil unseres Zusammenlebens betrachten,
-    gegen jede Form von Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus Position beziehen,
-    aktive Friedensarbeit leisten,
-    ein gewaltfreies Miteinander fördern und unterstützen.  

Es geht um ein bürgerschaftliches, ehrenamtliches Engagement, das auf Nachhaltigkeit
angelegt ist.



Die Preisträger 2021

Preisverleihung am 6. Oktober 2021, Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz (smac)

Preis 1-3
Aus über 20 vorgeschlagenen Projekten, Personen und Initiativen wurden, nach zahlreichen Projektbesuchen und persönlichen Gesprächen, die Preisträger durch eine vielfältig zusammengesetzte Jury ausgewählt.


Mit dem ersten Preis wurde ausgezeichnet

Herr Arba Manillah
Er kommt aus Tansania und lebt seit 2003 in Chemnitz. Der Trommler, Sänger und Tänzer organisiert u.a. Workshops, die monatliche "Respect-Jam-Session" und Projekte mit Kindern, Migranten, Behinderten u.v.m. Er hat Musikfestivals sowohl in seiner afrikanischen Heimat als auch in Chemnitz ins Leben gerufen, auf denen sich Musiker aus verschiedenen Kontinenten begegnen. Überall, wo er ist, verbindet er die Menschen. Er sagt über sich: "Die Welt ist mein Zuhause. Ich könnte überall leben." Für sein unermüdliches Engagement, mit Mitteln der Musik, Begegnung, Austausch, Dialog sowie ein friedliches Zusammenleben in unserer Stadt zu fördern, wurde Arba Manillah mit dem 1. Preis des Chemnitzer Friedenspreises 2021 ausgezeichnet, verbunden mit einem Preisgeld von 500 Euro sowie der Friedenspreis-Skulptur des Bildhauers Erik Neukirchner.


Der zweite Preis ging an

Adel Matar
Der Palästinenser flüchtete aus Syrien und lebt seit rund 7 Jahren in Chemnitz. Er engagierte sich als einziger Araber beim Chemnitzer Willkommensdienst, der 2015/ 2016 nachts Flüchtlinge am Hauptbahnhof in Empfang nahm und sie in die Erstaufnahme-Einrichtung nach Ebersdorf begleitete. Als dieses Engagement nicht mehr nötig war, war es ihm ein Bedürfnis, den Chemnitzerinnen und Chemnitzern etwas für die Hilfe, die Flüchtlinge in dieser Stadt bekamen und bekommen, zurückzugeben. Er gründete die Initiative "2 Tage für Chemnitz". Mit ca. 40 anderen Flüchtlingen leistet er Nachbarschaftshilfe, überall dort, wo er gebraucht wird. Für diesen selbstlosen Einsatz erhielt er die zum 2. Preis gehörende Summe von 300 Euro.


Der dritte Preis wurde vergeben an

Brückenbauer Chemnitz e.V.
Der Verein baut Brücken zwischen Flüchtlingen, Migranten und Einheimischen, um Barrieren und Vorurteile abzubauen. Nahe der Erstaufnahmeeinrichtung betreiben sie die Begegnungsstätte "Chemnitzer Brücke". Sie bieten Gastfreundschaft und praktische Hilfe, vermitteln Beziehungen zwischen Einheimischen und Migranten und bauen Sprachbarrieren ab. Für Ihr langjähriges, ehrenamtliches und zielstrebiges Engagement für und mit Geflüchteten wurde der Verein mit dem 3. Preis ausgezeichnet, dotiert mit einer Summe von 200 Euro.  


Der Ehrenpreis

Der Ehrenpreisträger 2021 ist: Enrico Hilbert
Seit 1993 setzt sich Enrico Hilbert dafür ein, die Opfer des deutschen Faschismus vor allem in Chemnitz sichtbar zu machen. Er holt die Geschichte ins heute, in dem er akribische Forschungsarbeit leistet, auf Rundgängen aufklärt oder Schulklassen durch die Gedenkstätte Buchenwald führt und die Chemnitzer "Stolpersteine" mitinitiierte. Er hat an historischen Publikationen mitgearbeitet und an Ausstellungen, die in vergangenen Jahren beim Chemnitzer Friedenstag viel Beachtung fanden. Für Aufmerksamkeit sorgte auch die Gedenkstele über die Chemnitzer Außenstelle des Konzentrationslagers Flossenbürg, an der Jagdschänkenstraße 52, genau dort, wo sich 1944 ein Zwangsarbeiterlager für die Auto Union Siegmar befand. Enrico Hilbert ist Vorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten Chemnitz. Für sein kontinuierliches und langes Engagement in und für Chemnitz wurde Enrico Hilbert mit dem Ehrenpreis 2021 ausgezeichnet und erhielt ebenfalls die Friedenspreis-Skulptur des Bildhauers Erik Neukirchner.

Die Ehrenpreisträger der vorangegangenen Jahre:
Nach Pfarrer Hans-Jochen Vogel (2004), Siegmund Rotstein (2006), Justin Sonder (2008), Dr. Sadik Al-Biladi (2009), Stephan Brenner (2012), Pedro Martin Montero Pérez (2013), Christina und Wolfgang Lehmann (2014), Familie Kästel-Sasse (2016), Liane Günther (2017) und Iris Tätzel-Machute (2019) und Dr. Hans Brenner (2020).


Kinder- und Jugendpreis

Janice Schmelzer
Mit 13 Jahren begann sie ihr Sparschwein "Rosalie" zu füttern. Was herauskommt aus dem Sparschwein verwendet Janice Schmeler ausschließlich, um Obdachlosen in Chemnitz zu helfen.
Für ihre uneigennützige Hilfe und gelebte Mitmenschlichkeit wurde Janice Schmelzer mit dem Jugendpreis des Chemnitzer Friedenspreises 2021 ausgezeichnet.


Ein großes Dankeschön an alle Unterstützer,
die die Preisvergabe möglich gemacht haben:

BRUNO BANANI Underwear GmbH
Eins Energie in Sachsen GmbH & Co. KG
Stadt Chemnitz, Kulturbetrieb
Klimek & Rudolph GmbH & Co. KG
Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz (smac)
Städtische Musikschule Chemnitz
Tage der Jüdischen Kultur in Chemnitz e.V.